Unternehmerinnen im Unternehmerverband lehnen den Gesetzentwurf zur Gleichstellung der drei Einbringerinnen Unterberger, Stocker und Gnecchi rundweg ab. Wenn Politikerinnen mit einem solchen Dokument ein Jahr vor den Landtagswahlen an die Öffentlichkeit treten, so betrachten die Unternehmerinnen dies als Wahlkampfmanöver. "Wir lehnen es ab, wenn per Gesetz auf dem Rücken der Unternehmen unzumutbare Auflagen unter dem Vorwand einer  zweifelhaften Gleichmacherei eingeführt werden sollen", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmerverbandes.

Eine Gruppe von weiblichen Inhabern aus den Reihen der Mitgliedsfirmen des Unternehmerverbandes hat am Montag nach Prüfung des Gesetzentwurfes und ausführlicher Diskussion einhellig festgestellt, daß den Betrieben keine neuen Belastungen, Erschwernisse und Auflagen mehr zumutbar seien. Einem Unternehmen vorzuschreiben, ob und wieviel Teilzeitbeschäftigte aufzunehmen seien, gehe völlig an der Realität vorbei. Schon seit Jahren versuchten sehr viele Betriebe - unabhängig davon, ob Männer oder Frauen an der Spitze stehen - Teilzeitkräfte zu beschäftigen. Viele Bewerberinnen wollten zwar eine Teilzeitstelle, aber sozialversichert werden wollten neun von zehn Frauen nicht, um ja nicht der finanziellen Begünstigungen für sozial Schwache des Landes Südtirol verlustig zu gehen.

Maria Niederstätter aus Bozen, Christine Zuenelli-Loacker vom Ritten und Anni Graus aus Sterzing, die als ehrenamtliche Mandatsträger im Unternehmerverband bzw. im Baukollegium wirken, fordern mit ihren Kolleginnen aus anderen Mitgliedsfirmen, die drei Einbringerinnen sollten sich um echte Anliegen der Frauengleichberechtigung einsetzen. Dankbare Themen seien u.a. die Errichtung und Beschickung von Kinderhorten (wofür sich der Unternehmerverband seit Jahr und Tag unter größten Schwierigkeiten in Bozen, Brixen und Leifers bemüht), für die Erhöhung der Mindestrenten für berufstätig gewesene Mütter und vor allem für die bessere Ausbildung der Frauen. Die Wiedereingliederung von Frauen nach der Babypause erfordere große Anstrengungen, denn in der Welt der Wirtschaft würde nicht nach Mann oder Frau entschieden, sondern nach Qualifikation. Und gut qualifizierte Frauen hätten nicht nur Einstiegschancen, sondern auch gute Aufstiegschancen in der Privatwirtschaft.

Mehrkosten, wie sie der Gleichstellungsgesetzentwurf nach sich ziehe, seien den Unternehmen unter keinen Umständen mehr zuzumuten. Unternehmen, die Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten, müßten sich in Zeiten der Globalisierung der Konkurrenz aus ganz Europa stellen. Schon deswegen müßten Unternehmen rentabel arbeiten, weil sie sonst vom Markt gefegt würden. Wer heutzutage deshalb den Unternehmen neue Auflagen und Hindernisse aufbürde, verkenne die Wirklichkeit, gefährde die Betriebe und leiste vor allem den  arbeitswilligen und arbeitsfähigen Frauen einen Bärendienst, schreibt der Unternehmerverband.

 Die Unternehmerinnen im Verband behalten sich vor, die drei Landtagsfrauen noch persönlich einzuladen, einmal einen Monat lang in einem Betrieb zu arbeiten, um sich ein realistisches Bild vom Berufsleben und von den Bedürfnissen berufstätiger Frauen zu machen.