Seit fünf Monaten wartet der Unternehmerverband auf mutige Entscheidungen der Landesregierung zur Überwindung der Wirtschaftskrise. Verbandspräsident Christof Oberrauch begrüßt es zwar, dass für arbeitslose Kurzarbeiter Weiterbildungskurse finanziert werden, dass die Bürgschaftsgenossenschaften mehr Garantiemittel für Kreditausfälle erhalten und der Rotationsfonds in der finanziellen Ausstattung und in der Handhabung aufgewertet wird. Aber leider habe die Landesregierung den vollen Ernst der Lage noch nicht erkannt und verwahre sich gegen eine rechtlich mögliche Senkung der Strafsteuer auf Arbeitsplätze. Ebenso auf wenig Gehör gestoßen sind Verbandsvertreter, die mit einer Delegation des Südtiroler Wirtschaftsringes am heutigen Mittwoch im Landhaus ein letztes Mal bei Regierungsmitgliedern vorgesprochen haben, bei anderen seit langem geforderten Antikrisenmaßnahmen,  wie u.a. die zeitweilige Aussetzung der Baukostenabgabe.

Oberrauch befürchtet, dass die politische Führung sich nicht im Klaren ist, welche Gefahr für den Beschäftigtenstand insbesondere in krisengeschüttelten Sektoren besteht. Die zaghaften Anzeichen für eine Entspannung der Krise auf staatlicher Ebene dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, daß Südtirol zeitlich verzögert erst voll von der Krise getroffen werden wird. Und Steuern wie die IRAP, welche einer Bestrafung der Arbeitgeber und einem unvorstellbaren Liquiditätsentzug für die Unternehmen gleichkommt, sind vom Staat und vom Land schlicht und einfach die falschen Maßnahmen, um Arbeitsplätze in Krisenzeiten zu sichern.

Seit der Landtagswahl im Herbst 2008 erwarten die Mitgliedsfirmen im Unternehmerverband mit 33.000 Beschäftigten, dass die Südtiroler Politik endlich dem Beispiel der Nachbarprovinz Trient und zahlreicher europäischer und außereuropäischer Regierungen folgt. Das versprochene Antikrisenpaket ist in Bozen noch immer nicht verabschiedet worden, während im Trentino dafür 850 Mio. Euro bereitgestellt wurden. Vergleicht man Südtirols Bruttoinlandsprodukt mit jenem anderer Regionen und Länder, so müsste dieses Antikrisenpaket ungefähr dasselbe Ausmaß haben wie im Trentino, nämlich rund fünf Prozent vom BIP. Zum Vergleich: Schweden und Spanien schieben die Konjunktur mit drei Prozent an, US-Präsident Obama mit sieben Prozent und Japan sogar mit 16 Prozent des BIP.