Industrie stärkt Südtirol
„Die industrielle Entwicklung in ländlichen Zonen zerstört qualitativ hochwertigen Lebensraum unseres Landes Südtirol“. Diese Aussage der Stellungnahme des Ortsbauernrates von Terlan in der Diskussion um die Ansiedlung eines hochinnovativen Unternehmens ist nicht nur inhaltlich falsch, sie verkennt den Wert der Industrie für den Wohlstand unseres Landes. Nachstehend finden Sie die Stellungnahmen von Unternehmerverbands-Präsident Heiner Oberrauch zu dieser Aussage.
Wo will Südtirol hin? Diese Frage, mit der sich unser Präsidium vor über einem Jahr in einem offenen Brief an die Südtiroler Entscheidungsträger gewandt hat, als die Diskussion in Terlan ausbrach, stellen wir heute erneut: Wo will Südtirol hin?
Südtirol hat sich nach dem 2. Weltkrieg von einer der ärmsten zu einer der wohlhabendsten Regionen Europas entwickelt. Diese Entwicklung zu einem der begehrtesten Lebensräume Europas war geprägt vom Übergang von einer rein bäuerlichen Gesellschaft hin zu einer Gesellschaft, in dem alle Sektoren – Landwirtschaft, Handel, Tourismus, Dienstleistungen, Handwerk und die Industrie mit ihren zahlreichen innovativen und weltoffenen Unternehmen – zum sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung beitragen.
Besonders im ländlichen Raum ist die Industrie der erste private Arbeitgeber. Diese Unternehmen sind in diesem Land stark verwurzelt, tragen mit ihrer Innovationskraft entscheidend dazu den anstehenden ökologischen und digitalen Wandel zu bewältigen und bieten mit ihren attraktiven Arbeitsplätzen Perspektiven für unsere Jugend.
Die Tätigkeit der Unternehmen des produzierenden Gewerbes spielt sich auf nicht einmal 0,3% der Gesamtfläche Südtirols Fläche ab. In absoluten Zahlen ausgedrückt: bei einer Gesamtfläche Südtirols von 740.000 Hektar werden knapp 2.000 Hektar als Gewerbegebiete genutzt und damit 25% unserer Wirtschaftsleistung generiert. Dem gegenübergestellt stehen rund 20.000 Hektar Obstbauflächen (Äpfel und Birnen) mit einer insgesamten Wertschöpfung der Landwirtschaft von 5%. Zudem schafft die Industrie 80% der Exportleistung und mehr als 70% der Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der vielen Familien ein Einkommen garantiert. Besonders die Berglandwirtschaft hat eine große Aufgabe, die man nicht an der Wertschöpfung bewerten darf, denn diese trägt durch die Landschaftspflege maßgeblich zu unserem Wohlstand bei. Dabei unterstützen sich Landwirtschaft und Industrie gegenseitig. Denken wir nur an die vielen Bergbauern, die dank einer Beschäftigung in der Industrie ihre Höfe weiterhin bewirtschaften können. Trotzdem bilden die Zahlen ein anschauliches Bild: 1 m² Gewerbegebiet erwirtschaftet rund 50-mal so viel Wertschöpfung, sprich Sozialleistungen, für unser Land, wie 1 m² Apfelwiese.
Südtirol als Innovationsstandort braucht industrielle Entwicklung, umso mehr in dieser Phase des ökologischen Wandels. Es geht uns um unsere Zukunft, um ein modernes, enkeltaugliches Land, in dem wir unseren Jugendlichen Perspektiven bieten wollen und ihre Erwartungen umsetzen können und in dem wir weiterhin gut funktionierende öffentliche Dienste finanzieren können.