Südtiroler Export wächst, Unternehmen sind aber besorgt: „Steuerdruck muss reduziert werden“
Nach dem Rekordjahr 2021, in dem der Wert der Exporte 5,8 Milliarden Euro betrug, setzen die auf den internationalen Märkten tätigen Südtiroler Unternehmen das Wachstum fort. In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 wurden Produkte im Wert von 1,58 Milliarden Euro exportiert, um 12,7 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Harald Oberrauch, der für die Internationalisierung zuständige Vize-Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, unterstreicht den herausragenden Beitrag der exportierenden Unternehmen, lädt zugleich aber zu Vorsicht ein: „Im Vergleich zum ersten Trimester des Jahres – das bereits nicht einfach war - ist die Situation derzeit noch einmal wesentlich komplizierter. Zu Rohstoffknappheit und Personalmangel sind nun auch noch explodierende Energiekosten sowie die Folgen des Konflikts in der Ukraine dazugekommen. International wettbewerbsfähig zu bleiben ist immer schwieriger, vor allem im Vergleich zu Konkurrenten aus Asien und den USA.“
Harald Oberrauch vertraut auf das Handeln der EU: „Es ist notwendig, strategische Produktionen nach Europa zurückzuholen und gemeinsam auf das Problem der gestiegenen Energiekosten zu reagieren, wenn wir unsere Industrie stärken wollen. Industrie bedeutet Export, Innovation und hochqualifizierte Arbeitsplätze.“ Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, dass ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen, bereitet aber Sorgen: „Die Automotive-Wertschöpfungskette ist entscheidend für den Südtiroler Export. Zum Glück sind die heimischen Unternehmen sehr innovativ und bereiten sich bestmöglich auf die ökologische Wende vor, dennoch hätten wir uns einen schrittweisen und vor allem einen technologieoffenen Übergang erwartet. Auf eine einzige Lösung zu setzen, in diesem Fall den Elektroantrieb, kann nicht nur aus technologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht riskant sein, zumal am Automobilsektor tausende Arbeitsplätze hängen.“
Zugleich müssen auf nationaler und lokaler Ebene alle Spielräume genutzt werden: „Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhalten und zugleich die Kaufkraft der Familien zu stärken, ist die Reduzierung des Steuerdrucks auf Arbeit der einzige Weg. Den Familien mehr Netto vom Brutto zu garantieren, die Steuern auf die Arbeit für die Unternehmen senken: dies ist möglich, indem das zusätzliche Steueraufkommen verwendet wird, von dem sowohl der Staat als auch die Provinz Bozen profitieren“, ist Oberrauch sicher.
Der Unternehmerverband unterstützt den Vorschlag der Confindustria, einen Teil der zusätzlichen Steuereinnahmen zu verwenden, um die Nettoentlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Auf lokaler Ebene vertraut er auf Maßnahmen im Bereich der Irap, GIS und des regionalen Irpef-Zuschlags. „Pandemie, Rohstoffknappheit, explodierende Energiekosten und Fachkräftemangel: viele Unternehmen sind bereits am Limit und die Situation könnte sich in den kommenden Monaten verschlimmern. Wir müssen rasch handeln: die Reduzierung des Steuerdrucks ist seit jeher die effizienteste und unbürokratischste Maßnahme für Familien und Unternehmen.“