Die Arbeitnehmer sollen unterm Strich netto mehr verdienen, ohne daß deshalb die Lohnkosten für den Arbeitgeber völlig aus dem Lot geraten. Dies erklärt der Präsident des Unternehmerverbandes, Christof Oberrauch. Er stellt sich damit hinter den Vorstoß des Dachverbandes der Industrie "Confindustria". Präsident Luca Cordero di Montezemolo tritt dafür ein, daß in ganz Italien zu aller erst die Überstundenentgelte steuerlich entlastet werden.

Laut Confindustria sollten innerhalb von fünf Jahren die Steuern und Abgaben auf Löhne und Gehälter schrittweise um zehn Prozent gesenkt werden. Für Südtiroler Verhältnisse verlangt Unternehmer-Präsident Oberrauch, daß die Gemeinden ihre Gebühren zu Lasten der Betriebe und der Familienhaushalte gründlich überprüfen und nach unten revidieren.

Nur durch derartige Maßnahmen sei es laut Oberrauch möglich, daß bei der Entlohnung für die Beschäftigten unterm Strich netto mehr übrig bleibe und daß nicht die öffentliche Hand die Familieneinkommen weitere schmälere. Was die Betriebe angeht, würden die derzeit überzogenen Steuern und Abgaben deren Existenz am Standort Südtirol und damit deren Arbeitsplätze zunehmend gefährden, betont Oberrauch.

Confindustria schlägt italienweit nicht nur Steuerkürzungen vor, sondern zeigt auch Wege zur Gegenfinanzierung auf. So sollten u.a. die Beitragssätze für selbständige Arbeit (derzeit 19 Prozent) auf das Ausmaß der Besteuerung der lohnabhängigen Arbeit (33 Prozent) angehoben werden. Vor allem sei aber die Schwarzarbeit endlich entschlossen zu bekämpfen. Laut Confindustria wird in Italien ein Viertel der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung "schwarz" erwirtschaftet. Daten aus Südtirol sind dem Unternehmerverband nicht bekannt, aber Direktor Udo Perkmann ist überzeugt, daß der Anteil hierzulande, wenn überhaupt, weit niedriger liegt.

Was Südtirol angeht, so erneuert Christof Oberrauch seinen Aufruf an die Landesregierung, endlich die Strafsteuer auf Arbeitsplätze - die famose IRAP - um einen Prozentpunkt zu senken. Dies wäre eine Entlastung der Betriebe und somit ein Signal zugunsten des Standortes Südtirol. Tochtergesellschaften von ausländischen Konzernen, welche in Südtirol über 5.000 Arbeitsplätze halten, würden in Zeiten der Globalisierung den Standortnachteil der übermäßigen Besteuerung nicht länger verkraften.