Mit Genugtuung nimmt der Unternehmerverband Südtirol zur Kenntnis, dass die Landesregierung in diesen Tagen den Entwurf zum neuen Lehrlingsgesetz genehmigt hat. „Wir erwarten uns jetzt, dass der Landtag das neue Lehrlingsgesetz zügig verabschiedet, damit auch in Südtirol die gesamtstaatliche Reform im Bereich Lehrlingswesen endlich zum Tragen kommt und somit weitere Wettbewerbsnachteile für die einheimischen Unternehmen ausgeräumt werden“, so Verbandspräsident Christof Oberrauch (Durst und Alupress AG).

Das neue Landesgesetz ist notwendig, um die vor zwei Jahren verabschiedete Arbeitsmarktreform (Biagi-Gesetz) auch in Südtirol umzusetzen. Die Reform sieht nicht nur eine Reihe von neuen Formen der Arbeit vor, sondern auch eine grundlegende Neuordnung des Lehrverhältnisses. Mit dem neuen Lehrlingsgesetz werden in Südtirol neben der bewährten dualen Lehre auch zwei neue Ebenen eingeführt, nämlich die Berufslehre (apprendistato professionalizzante) und die Diplomlehre (apprendistato per l’acquisizione di un diploma o per corsi di alta formazione). Vor allem Industrieunternehmen wollen Jugendliche bis zum 30. Lebensjahr zumindest in der Einarbeitungsphase am Arbeitsplatz als Lehrlinge „der neuen Art“ beschäftigen, wie es im deutschen Ausland bereits seit Jahrzehnten und im restlichen Italien seit mehreren Jahren der Fall ist.

Der von der Landesregierung verabschiedete Gesetzentwurf trägt den wichtigsten Erwartungen des Unternehmerverbandes Rechnung. Die neuen Formen der Lehre sind festgeschrieben, die Lehrzeiten für die Grundlehre grundsätzlich auf drei Jahre festgelegt und die Rolle der Sozialpartner ist besser verankert. Damit sollte es in Zukunft möglich sein, flexibler und schneller auf Ausbildungsbedürfnisse zu reagieren, indem neue Lehrberufe und die entsprechenden Berufsbilder rascher verabschiedet werden können. Die Berufslehre als zweite Ebene eröffnet eine Reihe von neuen Möglichkeiten in allen Bereichen. Insbesondere soll die Berufslehre dazu genützt werden, Spezialisierungen nach einer Erstausbildung anzubieten, aber auch für Berufsausbildungs- bzw. Spezialisierungskurse für Absolventen von Oberschulen. Auch die Diplomlehre als dritte Ebene ist für den Unternehmerverband und seine Mitgliedsbetriebe interessant, wie die positiven Erfahrungen mit dem Studiengang für Logistik- und Produktionsingenieure an der Freien Universität Bozen beweisen.