Von Genugtuung bis zur Enttäuschung reicht die Stimmung im Unternehmerverband Südtirol vor dem Hintergrund der römischen Steuerbeschlüsse. Der Direktivrat des Unternehmerverbandes hat am 31. Oktober den Kammerabgeordneten Karl Zeller und Siegfried Brugger für ihren erfolgreichen Einsatz bei der Immobilienbesteuerung gedankt. Gleichzeitig aber bedauert das Unternehmerparlament, daß im römischen Steuerpaket weiterhin etliche Maßnahmen die Industriebetriebe im europäischen Konkurrenzkampf benachteiligen.

Enttäuscht sind die 50 Mitglieder des Direktivrates über die Weigerung der Landesregierung, die arbeitsplatzbestrafende IRAP um einen Prozentpunkt zu senken. Verbandspräsident Christof Oberrauch erinnert an seinen alten, oftmals überhörten Vorschlag: Das Land soll dem jeweiligen Unternehmer die Wahl überlassen, entweder überzogene Steuern zu zahlen und auf die Landesbeiträge zu beharren oder weniger Steuern zu zahlen und dafür auf die sogenannten ordentlichen Landesbeiträge zu verzichten.

Der Direktivrat nahm mit Unbehagen zur Kenntnis, daß Industrieunternehmen wegen der Firmenbesteuerung einschließlich IRAP hierzulande bis zu 50 Prozent Steuern verkraften müssen, während in Österreich höchstens 25 Prozent verlangt werden. Es dürfe nicht Wunder nehmen, wenn immer mehr Unternehmer damit liebäugeln, Investitionen ins Ausland zu verlagern.

Der Standort Südtirol werde gefährdet, wenn das Parlament in Rom den Gemeinden die Möglichkeit verschafft, die Immobiliensteuer ICI und die Zuschläge auf die Einkommenssteuer IRPEF weiter anzuheben. Der Unternehmerverband erwartet sich ein Nein gegen die Überbesteuerung der nicht operativen Gesellschaften und einzelner Wirtschaftsbranchen.

Neben Steuern und Abgaben schlagen sich in Südtirol auch die hohen Stromkosten (bis zu 30 Prozent höher als im Ausland), die hohen Grundstückskosten (bis zum Zehnfachen als in nahegelegenen Regionen) sowie die überlangen Genehmigungszeiten bei Investitionsvorhaben (statt weniger Wochen oftmals mehrere Jahre) zu Buche. All das benachteilige den Standort Südtirol und somit die Sicherung und den Bestand von Arbeitsplätzen und das Steueraufkommen hier im Lande.