Der neue Mehrjahresplan der Berufsbildung 2008-2013 bietet die Chance, die Berufsbildung in ihrer gesamten Tragweite aufzuwerten. Das neue Südtiroler Lehrlingsgesetz hat hierzulande einen Mentalitätswechsel eingeleitet, der nunmehr auch im Mehrjahresplan seinen Niederschlag finden sollte. War der Begriff „Lehre“ in Südtirol bisher einzig und allein mit der sog. Grundlehre im dualen System belegt, sieht das neue Lehrlingsgesetz – in Anlehnung an Systeme in vielen anderen europäischen Ländern – noch zwei weitere Formen der Lehre vor, nämlich die sog. Berufslehre und die Diplomlehre. Der neue Mehrjahresplan der Berufsbildung 2008-2013 sollte mit dazu beitragen, auch die neuen Formen der Lehre mit Leben zu füllen. Diese Meinung hat der Unternehmverband bei der ersten Arbeitssitzung zum Mehrjahresplan eingebracht, die kürzlich in Bozen stattgefunden hat, und den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung auch schriftlich mitgeteilt.

Im neuen Mehrjahresplan der Berufsbildung sollten auch die Weichen gestellt werden, damit die Abläufe bei der ständigen Anpassung der Berufsausbildung auf allen Ebenen flexibler und schneller werden. Was die Grundlehre anlangt sollte das Prinzip verankert werden, daß diese grundsätzlich drei Jahre dauern und sich mit der Dauer der Berufsschule decken soll. Die industriell organisierten Unternehmen sind der Meinung, dass in den allermeisten Lehrberufen in drei Jahren eine fundierte Grundausbildung erreicht werden und somit am Ende eine Erstausbildung zertifiziert werden kann, was eine Zugangsvoraussetzung für weiterführende Ausbildungen darstellt.

Die Berufsschule hat bisher bei einer dreijährigen Schuldauer in der dualen Ausbildung gute Arbeit geleistet. Verbesserungen, besonders was die Organisation des Schulunterrichts betrifft, (z.B. vermehrte Anwendung des Blockunterrichts) sind zu diskutieren und anzustreben. Mit der Qualität der Vollzeit-Fachschulen sind die industriell organisierten Unternehmen nach wie vor sehr zufrieden. Auch diese Form der Berufsbildung sollte auf jeden Fall weiterhin angeboten und ausgebaut werden.

Prof. Peter Dehnbostel von der Universität Hamburg hat bei der Sitzung zum neuen Mehrjahresplan am 20. Juni in Bozen in seinem einführenden Referat u.a. den Wandel von der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft aufgezeigt und die sich daraus ergebende Notwendigkeit, auch die Berufsbildung entsprechend anzupassen. Miranda Bassoli von RSO ist in Ihrer Einleitung auf die in Italien geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen eingegangen. Der Unternehmerverband ist der Ansicht, daß seine Überlegungen zur Entwicklung der Berufsbildung sehr gut in das Entwicklungsschema passen, das Prof. Dehnbostel vorgestellt hat, und zudem im Einklang sind mit den rechtlichen Vorgaben, die Frau Bassoli erläutert hat