Am Beispiel der Microgate GmbH, die vor knapp zwanzig Jahren von den Brüdern Vinicio und Roberto Biasi gegründet worden ist, konnte sich ein knappes Dutzend Lehrkräfte der Ober- und Berufsschulen in Bozen und Umgebung ein Bild darüber machen, wie ein moderner, industriell organisierter Betrieb die wissenschaftliche Forschung in die Unternehmenstätigkeit integriert. Die Gelegenheit bot die erste eigene Veranstaltung, welche die Bezirke Bozen Stadt und Bozen Land unter der Koordinierung der beiden Bezirksvertreter Michele Libori (Bel GmbH) und Karin Roner (Roner Brennereien AG) für die Professoren der Schulen organisiert hatten.

Die Microgate GmbH wurde vor zwei Jahrzehnten gegründet mit dem Ziel, professionelle Zeitmesssysteme für Wettkampf und Training zu entwickeln. Heute entwickelt und realisiert Microgate vor allem auch hochsensible Kontrollsysteme für adaptive Optik, die in internationalen Projekten zum Einsatz kommen. Die von Microgate gemeinsam mit Partnern entwickelte Technologie wird bei den größten Teleskopen der Welt eingesetzt, etwa dem Large Binocular Telescope auf dem Mount Graham in Arizona, dem weltweit größten Teleskop. Über die ESO (European Southern Observatory, die größte Gemeinschaftsinitiative zahlreicher europäischer Länder im Bereich Astronomie), soll in Chile innerhalb 2018 ein Riesenteleskop mit einem Primärspiegel mit 39 Metern Durchmesser entstehen; das Bozner Unternehmen Microgate hat bereits die Vorentwicklung des adaptiven Spiegels für dieses gigantische Instrument abgeschlossen. Beteiligt ist Microgate auch an der Realisierung des internationalen Projekts ALMA, dem momentan wichtigsten Projekt für Radioastronomie, das die Installation von 66 Radioteleskopen auf einer Höhe von 5.300m in der Wüste von Atacama in Cile vorsieht. Microgate liefert für diese Anlage die Antennen-Kontrollsysteme sowie die Metrologie zum Ausgleichen der Wind- und thermischen Einflüsse.
Das Unternehmen beschäftigt derzeit 34 Mitarbeiter, wobei 18 eine universitäre Ausbildung vorweisen. Microgate ist in den Bereichen Engineering (komplexe elektrische Systeme für die Optik zur wissenschaftlichen und industriellen Verwendung) sowie Timing & Sport (Projektierung und Produktion von professionellen Zeitmesssystemen; Bewertungssystemen für athletische Leistungen und Analyse des Fortschritts im reha-medizinischen Bereich) tätig. Im Gespräch mit den Lehrkräften unterstrich Roberto Biasi den besonderen Stellenwert der Forschung im Unternehmen. Diese umfasst die einfache Beratung, Weiterbildung und geht bis zu komplexen Forschungsprojekten und Kooperationsmodellen über sog. „spin-offs“. „Bestes Beispiel eines „spin-offs“ ist unser Unternehmen Micro Photon Devices, das 2004 unter Beteiligung des Polytechnikums von Mailand gegründet wurde. Unser erstes Produkt, einen Photonenzähler, der im Bereich der biomedizinischen, industriellen und astronomischen Technologien enorme Anwendungspotenziale bietet, konnten wir beispielsweise an die NASA, Hewlett-Packard, Novartis oder MIT verkaufen“, so Roberto Biasi.

Der Unternehmerverband Südtirol organisiert bereits seit Jahren auf Bezirksebene Treffen zwischen Lehrkräften und Unternehmen. Ziel ist es, sich gemeinsam über die Entwicklung der Wirtschaft zu unterhalten und über die Anforderungen, die sich daraus für die künftigen Mitarbeiter ergeben. Die Bezirksvertreter Karin Roner und Michele Libori zeigten sich erfreut über die erfolgreiche Veranstaltung, die auch künftig fortgeführt werden soll, und dankten den Lehrkräften für die verantwortungsvolle Aufgabe, die sie tagtäglich leisten.