Wirtschaftsförderung: Strategische Maßnahmen ergreifen
Um den wirtschaftlichen Aufschwung zu sichern, muss die Wettbewerbsfähigkeit Südtirols in ihrer Gesamtheit verbessert werden. Von dieser grundsätzlichen Überlegung ist in seiner gestrigen Sitzung (23. Oktober 2012) der Direktivrat des Unternehmerverbandes bei der Bewertung des von Landesrat Thomas Widmann vorgestellten Maßnahmenpakets zur Wirtschaftsförderung ausgegangen. Positiv anerkannt wurde, dass Landesrat Widmann ein Gesamtpaket für die Unterstützung der Unternehmen ausgearbeitet hat.
„Südtirol ist weiterhin - auch dank seiner Unternehmen - von sozialem Frieden, einer hohen Beschäftigungsrate und allgemeinem Wohlstand gekennzeichnet. Das Umfeld ändert sich aber rasch. Um nicht den Anschluss zu verlieren, müssen wir uns genauso schnell anpassen. Strategische Entscheidungen müssen getroffen werden. Man muss lernen, die Geldmittel besser einzusetzen, um weniger auszugeben. Entscheidend ist es, auf Maßnahmen zu setzen, die das gesamte Land stärken, und nicht auf Hilfen, die kurzfristig wenigen helfen, die aber langfristig die Gesamtlage eher verschlechtern können“, so der Präsident des Unternehmerverbandes, Stefan Pan (Pan Tiefkühlprodukte GmbH).
Eine der wichtigsten Maßnahmen in diesem Sinne ist die Stärkung des Exports. Exportierende Unternehmen sind produktiver, innovativer, investieren mehr und zahlen höhere Gehälter. Die Aufstockung der Mittel für die EOS-Export Organisation Südtirol und die Schaffung des Exportfonds zur Kreditsicherung von Auslandsgeschäften sind strategische Entscheidungen, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband erarbeitet wurden. Der Unternehmerverband dankt Landesrat Widmann, dass diese Vorschläge der exportorientierten Unternehmen, welche aus eigener Erfahrung die besten Modelle kennen, angenommen wurden.
Die Reform der Gewerbegebiete ist eine weitere wichtige Säule. Die Zeiten für Betriebsansiedelungen werden in Südtirol in Jahren gerechnet, während es in Nordtirol nur wenige Wochen sind. Die Abschaffung der Enteignung sowie der Zuweisung und der Übergang zu einem System, das unter Einhaltung der Vorschriften zum Schutz unserer Landschaft der Privatinitiative größere Gestaltungsmöglichkeiten gewährt, stellt einen Paradigmenwechsel dar. Dadurch wird ein vorhandener Wettbewerbsnachteil nachhaltig entkräftigt, der vielfach heimische Unternehmen gebremst hat, neue Investitionen zu tätigen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Jede Maßnahme, die eine Entbürokratisierung für Bürger und Unternehmen bedeutet, wird begrüßt: Diese Reform ist sicher eine der dringendsten. Der Direktivrat hofft nun auf eine rasche Umsetzung.
Der Direktivrat wies erneut darauf hin, dass eine immer stärkere Öffnung Südtirols wichtig und notwendig ist. Er begrüßt innovative Unternehmen, die nach Südtirol kommen, intelligente Arbeitsplätze schaffen und nachhaltige Investitionen tätigen; sie sind eine Bereicherung für die gesamte Wirtschaft. Allerdings müssen die Regeln für alle gleich sein. Die Irap für neue Unternehmen, insbesondere für Neuansiedelungen, abzuschaffen und zudem Mietzuschüsse einzuführen, während für bestehende Unternehmen alles unverändert bleibt, bedeutet, unlauteren Wettbewerb zu schaffen. Damit werden die heimischen Unternehmen, die schon in einem schwierigen Umfeld im Vergleich zu den Nachbarländern sind, bestraft. Durch diese Erleichterungen würden zudem die heimischen Unternehmen de facto von der Ansiedelung im geplanten Technologiepark in Bozen Süd ausgeschlossen, da sie im Vergleich zu neuangesiedelten Betrieben höhere Steuern und Mieten zahlen müssten.
Der Unternehmerverband ist überzeugt, dass nur eine allgemeine Verbesserung der Bedingungen für Unternehmen langfristig tragbar ist. Dies gilt auch für die Stärkung der Nahversorgung in entlegenen Gebieten, die für Südtirol von grundlegender Bedeutung ist. Es braucht strukturelle Maßnahmen, welche die unternehmerische Tätigkeit erleichtern, wie z.B. die Fertigstellung des Breitbandnetzes, effiziente Verbindungen und die Entbürokratisierung auch auf Gemeindeebene.
„Der Unternehmerverband wird weiterhin alle Maßnahmen zur generellen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Südtirols unterstützen, und einen konstruktiven Beitrag leisten, um jene zu ändern, die hingegen die Entwicklung der heimischen Wirtschaft hemmen könnten“, so Pan.