Innovation und Authentizität in der Lebensmittelindustrie. Neuer Masterstudiengang vorgestellt
Eine Spezialausbildung für Fachleute der Lebensmittelindustrie, die Tradition mit technologischen Innovation verbinden: dies ist der Kern des neuen Masters „Lebensmittelwissenschaften für Innovation und Authentizität“ der Freien Universität Bozen, der heute vorgestellt wurde.
In Europa ist die Lebensmittelindustrie in Bezug auf Mitarbeiterzahl und Umsatz führend. Auch in Italien ist der Nahrungsmittelsektor einer der treibenden Wirtschaftszweige - gemessen am Umsatz der zweitgrößte - nach dem Maschinenbau. In Südtirol verhält sich die Situation ähnlich. Mit einem Exportvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro macht der Agrar- und Ernährungssektor fast ein Drittel der gesamten Südtiroler Exporte aus. Die Ausbildung von Fachkräften, die die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Unternehmen auch auf internationaler Ebene gewährleisten können, ist daher prioritär.
Der neue Master in Lebensmittelwissenschaften für Innovation und Authentizität stellt den derzeit fehlenden Mosaikstein in Sachen universitärer Spezialisierung in Lebensmittelwissenschaften in der Provinz Bozen dar. Der Master steht unter der akademischen Leitung von Marco Gobbetti, international anerkannter Professor im Bereich Lebensmittelmikrobiologe. Unterstützt wird die Ausbildung vom Unternehmerverband und vom Südtiroler Bauernbund. Heute Vormittag wurde am Sitz des Unternehmerverbandes das Masterangebot vorgestellt, da die Zusammenarbeit mit dem Verband wichtig für die Studierenden sein wird.
Der neue Studiengang zielt darauf ab, Fachkräfte mit hohen Qualifikationen auszubilden, die im ingenieurwissenschaftlichen, mikrobiologischen, chemischen Bereich oder im Bereich der Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion arbeiten können. Nach dem ersten Jahr können die Studierenden zwischen fünf Spezialisierungsprofilen auswählen: angewandte und Gentechnik; Lebensmittelqualität und -management; Lebensmittelwissenschaften; Lebensmittelchemie; Lebensmittelverpackungen. Die letzten beiden Spezialisierungen werden in Zusammenarbeit mit dem University College Cork, Irland, und der Technischen Universität München angeboten. Die Studierenden haben die Möglichkeit, bis zu zwei Semester an einer dieser europäischen Partnerhochschulen zu verbringen. Auf nationaler Ebene werden die Universitäten Parma und Udine die Partner sein, die bereits eng mit führenden Unternehmen der Lebensmittelbranche zusammenarbeiten und diese Kooperation in das Netzwerk einbringen. Die Partnerschaft mit dem Südtiroler Unternehmerverband - Sektion Lebensmittel - und dem Südtiroler Bauernbund sowie die Unterstützung anderer Lebensmittelunternehmen ermöglicht es den Studierenden, ihre Abschlussarbeit in gemeinsamer Betreuung der Universität und eines Unternehmens aus der Lebensmittelindustrie zu verfassen.
Auf der heutigen Pressekonferenz hob Prof. Marco Gobbetti die Neuheit und Bedeutung dieses neuen Ausbildungsweges hervor: „Jede Region und jeder Ort hat ein eigenes kulturelles Erbe an Lebensmitteln, das meist einzigartig auf der Welt ist. Wir betrachten es als einen kulturellen, ernährungsphysiologischen und wirtschaftlichen Wert, der geschätzt und erhalten werden muss. Authentizität zu unterstreichen bedeutet, die Einzigartigkeit eines Produktes zu verteidigen".
Der Rektor der unibz, Prof. Paolo Lugli, sieht diesen Master als weiteren wertvollen Baustein im maßgeschneiderten Ausbildungsangebot der Universität: „Ausgehend von der hohen Spezialisierung Südtirols im Lebensmittelsektor haben wir ein Angebot erstellt, das von Beginn an renommierte internationale Partner wie die TU München und die Universität Cork an Bord holt. Heutzutage ist es wichtig, Fachleute auszubilden, die sich den globalen Herausforderungen stellen und ihnen gewachsen sind.
Darauf legt auch Thomas Brandstätter, Präsident der Sektion Lebensmittel im Südtiroler Unternehmerverband, großen Wert: „Die Vielfalt des Südtiroler Lebensmittelsektors spiegelt sich in seinen Unternehmen wider. Unsere Betriebe sind in den verschiedensten Bereichen Spitzenreiter: in der Obstverarbeitung, aber auch in der Fleisch- oder Getränkeindustrie sowie in der Herstellung von Mehl- und Milchprodukten. Gerade für einen Sektor, der so stark auf seine internationale Konkurrenzfähigkeit ausgerichtet ist, sind Forschung und Entwicklung ausschlaggebend. Mit der Freien Universität Bozen haben wir einen idealen Partner gefunden, der die Zusammenarbeit mit den Unternehmen immer stärker sucht.“
Federico Giudiceandrea, Präsident des Südtiroler Unternehmerverbands, wies bei der heutigen Pressekonferenz auf die Bedeutung der Zusammenarbeit hin: „Unsere Unternehmen sind stets auf der Suche nach qualifizierten jungen Menschen und setzen auf Forschung und Innovation. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit unibz so wertvoll: Gemeinsam ist es uns gelungen, die Basis für eine noch fruchtbarere Beziehung zwischen Hochschule und Wirtschaft zu schaffen. Durch die Fokussierung auf einige unserer wirtschaftlichen Stärken - den Lebensmittelsektor sowie Holz oder Automation, die ähnliche Projekte gestartet haben – konnte eine konkrete Zusammenarbeit geschaffen werden, die der Universität hilft zu wachsen, die Unternehmen innovativer gestaltet und das gesamte Gebiet als Studien- und Arbeitsort attraktiver macht.“
Auch der Südtiroler Bauernbund setzt sich seit Jahren für die Etablierung der Lebensmittelwissenschaften als Forschungsschwerpunkt in Südtirol ein, weswegen
Vizedirektor Ulrich Höllrigl die Einrichtung des Masterstudiengangs begrüßt. „Viele Studien bestätigen den Megatrend zur Regionalität. Die Verarbeitung von Südtiroler landwirtschaftlichen Primärprodukten zu veredelten Qualitätslebensmitteln stellt im Sinne der regionalen Wertschöpfungsketten eine große Chance dar und ist stark ausbaufähig. Die vielfältige Südtiroler Landwirtschaft mit ihren Klein- und Mittelbetrieben und den Genossenschaften kann durch die Entwicklung von neuen Produkten dieses Potential abrufen. Die Südtiroler Landwirtschaft kann Authentizität, aufbauend auf Herkunft und Qualität, in hohem Maße bieten. Für die Entwicklung der Produkte benötigen wir hochqualifizierte Spezialisten, die zukünftigen Absolventen des Masterstudiengangs.“