Südtirol - wie ganz Italien - verliert in Zeiten der Globalisierung von Monat zu Monat an Konkurrenzfähigkeit. Und sinkende Konkurrenzfähigkeit gefährdet Arbeitsplätze deshalb auch in Südtiroler Firmen. Daher erneuert der Präsident des Unternehmerverbandes, Christof Oberrauch (Durst und Alupress AG), die Aufforderung an die Südtiroler Landesregierung, die arbeitsplatzbedrohende IRAP-Steuer um den möglichen einen Prozentpunkt zu senken. Dadurch würde ein Signal der Steuerentlastung und zugunsten des Standortes Südtirol gesetzt.

Der Unternehmerverband zeigt die Benachteiligung anhand von zwei internationalen Vergleichen auf. Italien rutscht in der jüngsten Studie der Universität Lausanne hinter Bulgarien, Argentinien und Mexiko auf den 56. Platz, was die internationale Geschäftsattraktivität angeht. Da auch die blühende Region Lombardei Federn lassen mußte, dürfte die Attraktivität Südtirols von demselben Sog belastet sein.

Zum zweiten vergleicht der Unternehmerverband die Daten einer Erhebung der der internationalen Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2005. Da in Südtirol dieselben Steuersätze und Abgabenprozentsätze gelten wie im restlichen Italien, ist ein Vergleich Südtirols mit Italien durchaus statthaft. Und dieser internationale Vergleich ergibt, daß Italien in bezug auf die Steuer- und Abgabenbelastung gar nicht gut dasteht.

Was allein schon den Kostenblock "Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben" angeht, so rangiert Italien in einem weltweiten Vergleich angesichts der enorm hohen Belastung im wenig rühmlichen Spitzenfeld der teuersten Länder an dritter Stelle. Ausgehend vom durchschnittlichen Nettolohn eines Industriearbeiters kommen in Italien knapp 46 Prozent Sozialabgaben des Arbeitgebers hinzu. Lediglich in zwei Ländern liegt diese Arbeitskostenbelastung höher als in Italien, nämlich bei 53,5 Prozent in Frankreich und bei 50 Prozent in Belgien. Zum Vergleich dieser Arbeitgeberbelastung: Deutschland folgt mit 35 Prozent, die Niederlande mit 25 Prozent, Japan mit 15 Prozent, Großbritannien und Irland mit je 13 Prozent, die Vereinigten Staaten mit 10 und Dänemark mit einem Prozent Arbeitgeberanteil.

Was Italien betrifft, kommt erschwerend folgendes hinzu: Die OECD hat nicht einmal berücksichtigt, daß hierzulande die IRAP-Steuer, die Dienstabfertigung und die INAIL-Quote (Arbeitsunfallinstitut) hinzukommen. Allein die IRAP belastet die Arbeitskosten für den Arbeitgeber um 4,25 Prozent, was - bezogen auf die Nettoentlohnung – rund 8,2 Prozent ausmacht. Somit ist obige Statistik sogar lückenhaft.

Diese OECD-Tabelle weist außerdem auf, daß die Gesamtbelastung eines Durchschnittsverdieners im internationalen Vergleich sehr hoch liegt. Die gesamte Belastung umfaßt drei Blöcke: die Steuerlast (wird hierzulande vom Arbeitgeber für den Arbeitnehmer direkt dem Fiskus überwiesen), die Sozialabgaben zu Lasten der Arbeitnehmers sowie die Sozialabgaben zu Lasten des Arbeitgebers.

Im Einzelnen: Allein die Steuerbelastung eines durchschnittlichen Industriearbeiters (ohne Familienangehörige zu Lasten) liegt in Italien bei knapp 26 Prozent seines Nettolohnes. Hinzu kommen Sozialabgaben zu Lasten des Arbeitsnehmers über knapp 13 Prozent. Diese Sozialabgaben zu Lasten des Arbeitnehmers liegen z.B. in Deutschland bei 35 Prozent, in Belgien bei 24 Prozent und in Frankreich bei 18 Prozent. In Irland liegt diese Belastung bei sechs Prozent, in den Vereinigten Staaten bei zehn und in Australien bei null Prozent.

Alle drei obgenannten Kostenblöcke summieren sich in Italien auf satte 84 Prozent. Dies bedeutet, daß zum Nettolohn dieses statistischen Durchschnittsarbeiters zusätzlich 84 Prozent an Steuern und Sozialabgaben hinzukommen. Dies ist ein beachtlicher Spitzenwert im internationalen Vergleich, befindet Verbandsdirektor Udo Perkmann.

Aus all diesen Überlegungen erblickt Verbandspräsident Oberrauch die große Gefahr, daß Italiens und Südtirols Wirtschaft durch die steuerliche und abgabenmäßige Überbelastung rapide an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Dies könnte sich allzu leicht auch auf die Sicherheit der Arbeitsplätze niederschlagen.

Nicht von ungefähr erklärt sich Christof Oberrauch voll solidarisch mit dem Präsidenten des Dachverbandes der Industrie Confindustria. Luca Cordero di Montezemolo hat bekanntlich die Regierung in Rom aufgefordert, die Lohnnebenkosten zügig in einem Ausmaß von mindestens fünf Prozentpunkten zu senken, um die Betriebe in Italien zu entlasten, ihre europa-, ja weltweite Konkurrenzfähigkeit zu steigern und die Arbeitsplätze sicherer zu machen.

Da auch die Südtiroler Landesregierung die Möglichkeit hätte, ihre Hausaufgaben zu machen, erneuert Christof Oberrauch die Aufforderung an die Landesregierung, durch die einprozentige Senkung der arbeitsplatzbedrohenden IRAP-Steuer ein Signal in Richtung Standortattraktivität zu setzen.