Schärfste Kritik üben der Unternehmerverband Südtirol und das Kollegium der Bauunternehmer an der Absicht der römischen Regierung, die Möglichkeiten zur 55-prozentigen Steuerabschreibung im Falle von energetischer Gebäudesanierung drastisch einzuschränken. Der Unternehmerverband, der landesweit rd. 500 Mitgliedsunternehmen unterschiedlichster Sektoren vertritt, bezieht sich mit seiner Kritik auf die am 30. November 2008 in Kraft getretene Notverordnung der Regierung Berlusconi.  

„Es kann nicht sein, dass die Regierung in Rom wieder einmal ein Gesetz rückwirkend ändert. Das Gesetz stellt für das Jahr 2008 nicht einmal 83 Mio Euro zur Verfügung. Viel zu wenig, wenn man bedenkt das in den vergangenen zwei Jahren um Steuerabschreibungen von rund 1,8 Milliarden Euro angesucht wurde. Die Rechtssicherheit ist in Italien somit immer noch nicht gegeben“, zeigt sich der Präsident des Unternehmerverbandes Christof Oberrauch (Durst und Alupress AG) besorgt und verärgert zugleich.

Gerade in Zeiten, in denen sich das Baugewerbe in ganz Italien in einer tiefen Krise befindet, können solche Anreize zur Investition nicht einfach gestrichen werden. Viele Bürger, die ihr Haus oder ihre Wohnung saniert haben, müssten aufgrund dieser Regelung große Einbußen hinnehmen. „In der derzeitigen wirtschaftlichen Lage solche Maßnahmen zu setzen, ist gefährlich. Das Baugewerbe wird noch stärker als bisher unter der wirtschaftlichen Krise leiden, und auch die Konsumkraft der Bevölkerung wird weiter eingeschränkt. Noch mehr Arbeitsplätze sind daher in Gefahr“, so der Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer Alex Rella (Rella Enrico & Co. KG).

Die geplante rückwirkende Abschaffung der Norm zu energetischen Sanierungen ist für Betriebe und Bürger gleichermaßen unzumutbar und aus Umweltgesichtspunkten nicht sinnvoll. Wie das beauftragte Amt für die Abwicklung der Gesuche zur Steuerabschreibung „ENEA“ kürzlich bekannt gab, wurden seit 2007 dank rund 230.000 eingereichter Gesuche an die 400.000 Tonnen an CO2 (Kohlenstoffdioxid), eines der umweltschädlichsten Gase, eingespart. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Norm durch die Möglichkeit der Steuerabschreibung keine Anreize geboten hat, Steuer zu hinterziehen.

Wenn die römische Regierung schon etwas tun will, um die Konjunktur abzukurbeln, dann ist dies mit Sicherheit der falsche Weg. Ihren geharnischten Protest werden der Unternehmerverband und das Kollegium der Bauunternehmer den in Südtirol gewählten Parlamentariern und dem Dachverband der Industrie Confindustria mitteilen. Von beiden Seiten erwarten sich die Unternehmer Anstrengungen, damit diese untragbare Bestimmung nicht zu greifen beginnt.