Italien wird aus der Finanzkrise besser aussteigen als andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, da das Land trotz einer hohen Staatsverschuldung eine sehr geringe Privatverschuldung aufweist. Dies könnte die Schäden gering halten, auch wenn Italien in anderen Bereichen schlechter als andere europäische Länder dasteht, wie z.B. bei der Bildung und Innovation. Das Ende der Finanzkrise sei aber schwer voraussehbar. So bewertete der ehemalige Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse, Timothy M. Brooks, die aktuelle wirtschaftliche Situation bei einem Treffen mit der Gruppe der Jungunternehmer im Unternehmerverband Südtirol.

Das Treffen war Teil der Veranstaltungsreihe „Kamingespräche“, im Zuge derer die Jungunternehmer unter der Leitung von Präsident Marius Eccel (Daunenstep AG und Lavarent GmbH) interessante Persönlichkeiten aus Südtirol und Umgebung einladen.

1952 in New York geboren, arbeitete Timothy M. Brooks u.a. für 16 Jahre bei der Chase Manhatten Bank und 13 Jahre bei der Dresdner Bank, ehe er 2002 Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse wurde.

In seinen Ausführungen – abwechselnd in englischer, deutscher und italienischer Sprache – unterstrich Brooks, dass die derzeitige Krise lange dauern werde, auch deshalb, da ein Problem der „Governance“ auf verschiedensten Ebenen deutlich wurde: Staat, Regionen, Provinzen und Gemeinden, aber auch innerhalb der Unternehmen. Laut Brooks kann derzeit keiner sichere Antworten geben. Die Griechenland-Krise dürfe nicht zu viel erschrecken, zumal es zwar eine reale Krise war, die aber von den Medien hochgeschaukelt wurde. Um die Auswirkungen richtig einzuschätzen, dürfe nicht vergessen werden, dass die industrielle Produktionskapazität von ganz Griechenland mit jener des Veneto vergleichbar ist.

Eingegangen ist Brooks auch auf die Situation in Südtirol, „das sich derzeit gut hält“. Dies sei vor allem der Autonomie zu verdanken, die ein positives Umfeld für die Produktivität schafft. Insbesondere der gut laufende Tourismus und die verantwortungsvolle öffentliche Hand tragen dazu bei, dass Südtirol nicht von der Krise überrollt wurde. Auch der Arbeitsmarkt halte sich gut, wenn es auch nicht mehr das Angebot wie vor den Krisenjahren gebe. Anlass zur Sorge biete allerdings die Überbewertung der Immobilien. Eine Krise des Sektors könnte schwerwiegende Folgen haben, warnte Brooks.

Als guter Kenner der internationalen Bankenwelt ging Brooks auch auf die Rolle der Banken in der Real- und Finanzwirtschaft ein. Er unterstrich, dass die italienischen Banken dank der ausgewogenen Anlagepakete ohne gefährlichen Ballast in die Finanzkrise gegangen ist.