Der Unternehmverband Südtirol sieht die Reform der Oberstufe als Chance. Das neue Modell sieht die drei gleichwertigen Bildungswege Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsbildung vor. Die Herausforderung ist, die neuen Angebote einfach und klar zu strukturieren, so dass jeder Jugendliche den für seine Talente und Potentiale am besten geeigneten Weg leicht finden und gegebenenfalls Möglichkeiten der Neuorientierung nutzen kann.

Nach ausgiebigen Diskussionen auf Bezirks-, Sektionen- und Gruppenebene und der Vorarbeit durch eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Vizepräsident Nikolaus Tribus (GKN Driveline Bruneck AG) hat der Vorstand des Unternehmverbandes in seiner Sitzung vom 14. September 2010 eine allgemeine Stellungnahme zur Umsetzung der Oberstufenreform in Südtirol verabschiedet, die den zuständigen Landesräten und den Schulamtsleitern übermittelt worden ist. Konstruktiv einbringen will sich der Unternehmerverband auch bei den anstehenden Diskussionen zum Schulverteilungsplan und zur detaillierten Bestimmung der Lehrinhalte.

Aus der Sicht des Unternehmverbandes, der die Interessen von rd. 500 Unternehmen mit insgesamt rd. 33.000 Mitarbeitern vertritt, stellt die Möglichkeit der Reduzierung der Vielzahl der derzeit in Südtirol angebotenen Fachrichtungen eine Chance dar. „Es muß gelingen, das neue Oberstufenagebot einfach und überschaubar zu strukturieren. Dadurch wird die Schulwahl und die Berufsorientierung für Jugendliche und Eltern leichter, und es wird besser gelingen, die notwendige Schülerzahl für die verschiedenen Angebote zu erreichen, was wiederum eine wichtige Voraussetzung für hohe Qualität des Angebotes ist“, bringt Verbandspräsident Stefan Pan (Pan Tiefkühlprodukte GmbH) die Meinung der Unternehmer auf den Punkt.

Unerläßlich aus Unternehmersicht ist, daß auf allen Ebenen der Oberstufe - wenn natürlich in abgestufter Form je nach Schultyp - eine solide Kompetenz in der Muttersprache sowie ausgezeichnete Kenntnisse der Zweitsprache und gute aktive und passive Kenntnisse mindestens des Englischen vermittelt werden. Um die erwarteten Ergebnisse zu erzielen muß vorbehaltlos auch über innovative didaktische Methoden des Sprachenlernens diskutiert werden.

Weitere Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches (Berufs)Leben sind aus Unternehmersicht  eine solide Allgemeinbildung, Medienkompetenz, soft-skills, Einblick in wirtschaftliche Zusammenhänge und Technikfreundlichkeit. Demzufolge muß Schule Kompetenzen und Haltungen als Voraussetzungen für das lebensbegleitende Lernen vermitteln. Denn Basiswissen veraltert wesentlich weniger schnell als Spezialwissen und ist gleichzeitig die Voraussetzung für die spätere Aneignung von Spezialwissen. Die Dynamik der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung ist so schnell, dass einerseits die Unternehmen selbst für die ständige Weiterbildung sorgen müssen und es andererseits  Weiterbildungseinrichtungen braucht, die – aufbauend auf die Grundbefähigung durch die Schulen – die Menschen mit den immer neuen Anforderungen vertraut machen. Die Schule muß die Bereitschaft zum lebensbegleitenden Lernen bewußt und gezielt vermitteln.