Keine Wohnsiedlungen in Gewerbegebieten
Der Unternehmerverband Südtirol nimmt zu der in der Gemeinde Bozen erneut vorgeschlagenen Idee, in der Industriezone Wohnungen zu errichten, eine eindeutige Position ein. „Die urbanistische Widmung der Gewerbegebiete muss jene der Produktion bleiben. Das Zusammenleben von produktiver Tätigkeit und Wohnsiedlungen ist in Gewerbegebieten unvereinbar. In Bozen Süd sind mehr als 1.700 Unternehmen mit 18.000 Mitarbeiter:innen tätig, das sind 7 Prozent der Gesamtbeschäftigten in Südtirol. Hier sind viele der innovativsten Unternehmen unseres Landes angesiedelt. Wenn wir wollen, dass die Industriezone auch in Zukunft diese strategische Bedeutung behält, müssen wir dafür sorgen, dass sich bestehende Unternehmen entwickeln und neue, innovative Unternehmen ansiedeln können", sagt Präsident Heiner Oberrauch. Zudem sei eine Zone, in der viele produktive Unternehmen auch durchgehend tätig sind und die ein hohes Verkehrsaufkommen aufweist, für Wohnzwecke nicht ideal und das würde zu weiteren Problemen führen.
Einzig über die Wertschöpfung können wir auch künftig unsere Sozialleistungen garantieren und Gewerbegebiete sind die Gebiete mit der höchsten Wertschöpfung in unserem Land, betont der Unternehmerverband. Südtirols hat eine Gesamtfläche von 740.000 Hektar, davon entfallen knapp 2.000 Hektar auf Gewerbegebiete. Auf diesen 0,027% der Gesamtfläche werden rund 25% des BIP des Landes erwirtschaftet. Zum Vergleich: In Südtirol beträgt die Fläche der Apfelwiesen 20.000 Hektar, d.h. das Zehnfache der Fläche der Gewerbegebiete, und die Landwirtschaft erwirtschaftet etwa 5% des BIP. Ein Quadratmeter Gewerbegebiet erzeugt 50-mal so viel Wertschöpfung wie ein Quadratmeter Apfelwiese.
„Südtirol ist geprägt von Unternehmen, die in ihren Marktnischen führend sind; von innovativen Betrieben, die auf den Märkten der ganzen Welt tätig sind; von Unternehmen, die stark in diesem Land verwurzelt sind, wo sie täglich investieren und wo sie dank ihrer hochtechnologischen und qualitativ ausgezeichneten Produkte hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Es wäre kontraproduktiv, den ohnehin schon knappen Raum für diese Unternehmen einzuschränken, die, wie auch mehrere Beispiele aus jüngster Zeit zeigen, keinen Platz finden, um sich zu erweitern oder niederzulassen", fügt Oberrauch hinzu.
Der Unternehmerverband will auch weiterhin seinen Beitrag in Form von Ideen und im Dialog mit der Gemeinde leisten: „Bozen muss die Herausforderung des leistbaren Wohnens angehen, z.B. durch die Wiedergewinnung ungenutzter Flächen wie die Militärareale, sowie durch innovative Lösungen in den am Industriegebiet angrenzenden Stadtteilen, beispielsweise am Bozner Boden oder jenseits der Reschenstraße. Wir müssen auch die Wiedergewinnung des Bahnhofareals beschleunigen, das viel besser als andere Stadtteile geeignet ist, den Wohnungsbedarf zu decken", so der Präsident des Unternehmerverbandes abschließend.