Pressemitteilung Unternehmerverband - Kleinbetriebe und Innovation: die Stärke liegt in der Vernetzung
Sehr geehrte Damen und Herren,
eine auf die Betriebe ausgerichtete Innovationspolitik, welche die Dienstleistungen für die Unternehmen - besonders für die kleinen Unternehmen - und deren Fähigkeit, in Netzwerken zu arbeiten, in den Mittelpunkt stellt und nicht die Errichtung eines Gebäudes: Das ist der gemeinsame Wunsch, den die Vertreter des Komitees der Kleinunternehmen im Unternehmerverband Südtirol und die Führung der CNA/SHV (Südtiroler Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmen) bei einem Treffen am Sitz des Unternehmerverbandes zum Ausdruck gebracht haben.
Das Thema Innovation bildete den Schwerpunkt der konstruktiven Aussprache, an der für den Unternehmerverband Oswald Eller und Stefan Barbieri vom Komitee der Kleinunternehmen sowie Direktor Josef Negri teilnahmen und für die CNA/SHV Präsident Claudio Corrarati und Direktor Pino Salvadori. Die völlige Übereinstimmung in wesentlichen Punkten - besonders die Fähigkeit, in Netzwerken zu arbeiten, die Entwicklung neuer Dienstleistungen, auf welche die Unternehmen zu wirtschaftlich tragbaren Kosten zugreifen können, oder die Vervollständigung des Breitbandnetzes - haben zur Verabschiedung eines gemeinsamen Dokumentes (Anlage) geführt, das die Unterschrift der Präsidenten Eller und Corrarati trägt.
Mit besten Grüßen
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Weniger als ein Prozent der Südtiroler Betriebe beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiter und über 90 Prozent haben weniger als zehn Beschäftigte. In Südtirol Groß- und Kleinbetriebe gegenüber zu stellen, macht wenig Sinn, denn im internationalen Vergleich sind alle Südtiroler Unternehmen klein. Und auch was die Notwendigkeit anbelangt, Innovation zu betreiben, gibt es keine Unterschiede, denn alle Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen auf Innovation setzen.
Alle Unternehmen – unabhängig von deren Größe – sind sich mittlerweile bewusst, dass Forschung und Entwicklung von grundlegender Bedeutung sind, um der Konkurrenz von außen standzuhalten und neue Märkte zu erschließen. Ebenso sind sich alle Unternehmen bewusst, dass in Südtirol in diesem Bereich noch mehr getan werden muss. Kleine und mittlere Unternehmen haben sich mit diesem Thema nochmals ausführlich beschäftigt und hinterfragt, ob die Realisierung des Technologieparks – so wie er von der Politik am grünen Tisch und ohne Einbeziehung der Unternehmen konzipiert wurde – die Lücke schließen kann, die in diesem Bereich zu unseren Mitbewerbern in Italien und vor allem im Ausland besteht. Wir fürchten, dass die aktuelle Lage in der wir uns befinden, eine Entscheidung die in diese Richtung geht, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht zulässt.
Innovation entsteht nicht, indem neue Büros gebaut und öffentliche Einrichtungen von einem Gebäude in ein anderes verlegt werden. Innovation entsteht, wenn die Unternehmen – besonders die kleineren, die nicht die nötigen Mittel zur Verfügung haben, um betriebsintern Forschung zu betreiben – gezielt unterstützt werden. Innovation entsteht, wenn Kleinbetriebe in Netzwerken arbeiten und damit die Vorteile ihrer Flexibilität mit denen der Synergien verbinden. Das Zusammenspiel rückt immer mehr in den Mittelpunkt: sowohl zwischen den Unternehmen selbst als zwischen diesen und der Welt der Forschung. Es darf nicht darum gehen, Einrichtungen wie Universität, TIS, Fraunhofer Institut, Eurac und Laimburg räumlich zu verlegen, vielmehr muss daran gearbeitet werden, die Dienstleistungen dieser Einrichtungen näher an die Betriebe zu bringen, ganz besonders näher an die kleineren Betriebe, die sich erfahrungsgemäß schwerer tun, mit diesen Einrichtungen Kontakt aufzunehmen. Je mehr sich diese den Betrieben annähern, umso besser wird der Dialog und der Informationsaustausch funktionieren.
Der „Innovation Coach“ als Figur, die sich in die Betriebe begibt, diese berät und den gesamten Innovationsprozess hindurch begleitet; Ein erweitertes Dienstleistungsangebot, das den Unternehmen zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung steht; Die Vervollständigung des Breitbandnetzes, das allen Betrieben einen schnellen Internetzugang gewährleistet; Die Ausbildung junger und qualifizierter Arbeitskräfte, besonders in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern; Eine gezielte und hochqualitative Forschung, die gemeinsam mit den Unternehmen für die Unternehmen arbeitet; Eine Universität, in der die besten Köpfe in exzellent ausgestatteten Labors wissenschaftlich arbeiten können: Das sind die Maßnahmen, die den Unternehmen helfen, ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit tatsächlich zu stärken. Das sind die Maßnahmen, auf die wir setzen müssen, wenn tatsächlich Mehrwert entstehen soll.
Diese Maßnahmen brauchen wir sofort. Bis der Technologiepark fertiggebaut sein wird, werden mindestens vier Jahre vergehen; wir aber müssen jetzt starten. Der Technologiepark ist eine Chance, die wir nicht vergeben dürfen, aber weder die Größe noch der Prunk des Gebäudes werden für seinen Erfolg entscheidend sein, sondern die Dienstleistungen, auf welche die Betriebe zugreifen können. Wir dürfen also nicht länger über Gebäude diskutieren, wenn es um Forschung und Entwicklung geht: denn es geht um die Dienstleistungen für die Betriebe im allgemeinen und ganz besonders für die Kleinbetriebe. Diese müssen wir vernetzen, diesen müssen wir hervorragende Beratung zur Verfügung stellen. Wir müssen auf eine Universität setzen, die sich in den Dienst dieser Unternehmen stellt. Wir müssen jene Infrastrukturen verwirklichen – angefangen beim Breitbandnetz –, welche die reibungslose Verbindung mit der ganzen Welt ermöglichen. All das müssen wir sofort anpacken, dann haben wir unseren Technologiepark schon geschaffen.
Oswald Eller Claudio Corrarati
Präsident der Kleinunternehmen im UVS Präsident SHV Bozen