Pressekonferenz "Wir suchen nicht nach Fehlern, wir suchen nach Lösungen!", Donnerstag, 25. Juli 2013
Allgemeine Ausgangslage
Die Südtiroler Wirtschaft und im Besonderen die Bauwirtschaft stecken seit mehreren Jahren in einer tiefen Krise. Die rückläufige Anzahl der Betriebe und die steigenden Arbeitslosenzahlen unterstreichen diese Entwicklung. Die Südtiroler Bauunternehmer möchten sich daher noch aktiver in die Diskussion für eine erfolgreiche Zukunft einbringen. Das Kollegium der Bauunternehmer im Unternehmerverband hat deshalb entschieden, mit Studenten verschiedener Berufs- und Oberschulen und zusammen mit Experten einige große Zukunftsthemen zu diskutieren und den anschließenden Dialog mit der Bevölkerung zu suchen, damit Südtirol fit für die Zukunft gemacht werden kann.
Aus diesem Grund präsentiert das Kollegium der Bauunternehmer heute seine 10 Thesen für Südtirol. Diese sind die Basis, um mit der Bevölkerung in Dialog zu treten und um gemeinsam mit ihr nach zukunftsfähigen Lösungen für unser Land zu suchen. Wo welche Investitionen nötig sind bzw. wo Schwerpunkte gesetzt werden sollten, das möchte das Kollegium mit den Südtirolerinnen und Südtirolern in den kommenden Wochen gemeinsam erörtern. Denn die heimische Bauwirtschaft ist davon überzeugt, dass sie wesentlich dazu beitragen wird, damit unser Land in eine erfolgreiche Zukunft blicken kann. Strategische Investitionen müssen getätigt werden, damit Südtirol weiterhin wettbewerbsfähig bleibt und Arbeitsplätze und Wohlstand gesichert werden können.
Das Projekt „Fit für die Zukunft – 10 Thesen für Südtirol“
Im Zeitraum März bis Mai 2013 fanden an vier Südtiroler Ober- und Berufsschulen Diskussionen statt. Das Ergebnis der runden Tische wurde nun in 10 Thesen festgehalten. Insgesamt beteiligten sich über 200 Schüler und 13 Experten an den Veranstaltungen zu folgenden Themen:
· „Energetische Sanierung von öffentlichen und privaten Immobilien“: Diskussion mit Roman Bodner (hbpm Ingenieure GmbH), Helmuth Innerbichler (Unternehmer und Bürgermeister Sand i.T.), Anton Kosta (Generaldirektor RAIKA Bruneck) und Thomas Ausserhofer (Unionbau GmbH und Präsident Kollegium der Bauunternehmer) in der Landesberufsschule Bruneck;
· „Strategische Investitionen und zukünftige Infrastrukturen“: Diskussion mit Gemeindenverbands-Präsident Arno Kompatscher, dem Brixner Bürgermeister Albert Pürgstaller, dem Unternehmer Michael Seeber (Präsident der Leitner-Gruppe) und Thomas Ausserhofer im klassischen Lyzeum Vinzentinum in Brixen;
· „Sanierung von Gefahrenzonen“: Diskussion mit Bauingenieur Walter Gostner (Ingenieure Patscheider & Partner GmbH), Volkmar Mair (Direktor des Landesamts für Geologie und Baustoffprüfung), Rudolf Pollinger (Direktor der Landesabteilung für Wasserschutzbauten) und Thomas Ausserhofer in der Fachoberschule „Oskar von Miller“ in Meran;
· „Wohnraum in allen Lebenslagen für Jung und Alt“: Diskussion mit Luca Critelli (Abteilungsdirektor Familie und Sozialwesen), Christian Klotzner (Präsident der Stiftung St. Elisabeth, Nals), Verena Oberrauch (Stiftung Vital – Bereichsleiterin „Barriere Frei“, Architektin) und Thomas Ausserhofer in der Landesfachschule für Sozialberufe „Hannah Arendt“ in Bozen.
Die zehn Thesen für Südtirol
Energie
1. Mit neuen Finanzierungsmodellen und Anstrengungen aller zur energetischen Selbstversorgung.
2. Die Vernetzung von Forschung und Praxis optimiert energetisches Bauen.
Südtirol will die Energieautarkie erreichen. Die Energieproduktion durch erneuerbare Ressourcen, wie Wind und Wasser, nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Zudem sollen in Zukunft nur noch KlimaHäuser der Energieeffizienzklasse A gebaut werden dürfen. Theorie und Praxis liegen jedoch weit auseinander. Besonders die Banken und die öffentliche Hand müssen zunehmend auf neue Finanzierungsmodelle setzen. Wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie neue strategische Bauvorhaben finanziert werden können. Es braucht den gegenseitigen Informationsaustausch, damit langfristig gewinnbringendes KnowHow aufgebaut werden kann. Dieses Ziel kann nur gemeinsam erreicht werden.
Sicherheit
3. Die Einrichtung eines Kompetenzzentrums „Prävention-Naturgefahren“ führt zu mehr Sicherheit.
4. Naturgefahrenangepasstes Bauen stärkt die Lebensqualität und den Wirtschaftsstandort Südtirol.
Als Bergland ist Südtirol den Naturgefahren besonders ausgesetzt. Fast wöchentlich gibt es neue Meldungen, bei denen teils Personen- oder auch große Sachschäden vermeldet werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Südtirol und die Lebensqualität zu sichern, braucht es entsprechende Maßnahmen, die vom Land Südtirol gemeinsam mit der Bevölkerung und den Wirtschaftstreibenden definiert und umgesetzt werden sollten.
Lebensräume
5. Bedarfsgerechte Wohn- und Lebensräume bringen Generationen zusammen und vereinen Familie und Beruf.
6. Eine funktionsfähige Gesellschaft benötigt wohnortnahe Einrichtungen für Ausbildung, Betreuung und Pflege.
Am Arbeitsmarkt wird immer mehr Flexibilität von den Arbeitnehmern/innen gefordert. Teilzeit oder Arbeit auf Abruf sind moderne Arbeitsverträge. Diesem System müssen sich aber auch die Lebensräume anpassen, damit Familie und Beruf besser vereinbar wird. Der Austausch der Generationen untereinander muss wieder gefördert werden und die Wohnungen sollten sich den demografischen Entwicklungen und Herausforderungen anpassen.
Zukunft
7. Ein lebenswertes Südtirol benötigt moderne Lösungen für die Mobilität, die Kommunikation, die Energie- und die Wasserversorgung.
8. Eine offene Informationspolitik und sachliche Diskussionskultur schaffen Akzeptanz für Investitionsprojekte.
9. Südtiroler Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand hängen wesentlich von strategisch sinnvollen und zielgenauen Investitionen ab.
Die Erreichbarkeit unseres Landes und die Mobilität innerhalb Südtirols von Personen, Waren, Dienstleistungen und Daten sind wesentlich für ein zukunftsfähiges Südtirol. Es braucht Akzeptanz für große strategische Investitionsprojekte, die nur durch offene und transparente Kommunikation gelöst werden kann.
10. Das Zusammenspiel von öffentlicher Verwaltung und Privatwirtschaft, der Abbau von Bürokratie, eine Reduktion von Belastungen und Abgaben sichert Arbeitsplätze in der Wirtschaft, besonders aber im Bauwesen.
Die weitere Vorgangsweise
Das Kollegium lädt die Südtiroler Bevölkerung ein, mitzudiskutieren. In den kommenden Wochen wird das Kollegium die zehn Thesen über Print-, Audio-, Fernseh- und Onlinemedien bekannt machen und zum Mitmachen auffordern. Alle Interessierten können ihre Meinung zu den Thesen sagen, sie können Gegenvorschläge einbringen - frei nach dem Motto „Es ist alles erlaubt, was nicht verboten ist“. Die Beiträge können über Facebook erfolgen, über E-Mail oder klassisch per Post.
Unter allen Einsendungen wird ein Wochenende für zwei Personen in einem Südtiroler Hotel verlost und 100 Teilnehmer bekommen ein Maskottchen des Kollegiums der Bauunternehmer, Edi Biber. Bis Ende Oktober 2013 wird das Kollegium alle eingegangenen Vorschläge, Kritiken und sonstigen Beiträge auswerten und in einer Bauagenda veröffentlichen.